Bemerkenswertes Programm an eindrucksvollem Ort: Der Gemischte Chor aus Meerholz mit Dirigent Alexander Jacobi in der Marienkirche (GNZ vom 25.06.2024)

Gelnhausen (hjh). Gesangsformat der Superlative. Mit einem großen Festival in Gelnhausen hat der Chorverband dem Main-Kinzig-Kreis zu dessen 50- jährigem Bestehen ein Geburtstagsständchen präsentiert, das sich hören lassen konnte. Nach einem fulminanten Auftakt am Freitag bildete die „Nacht der Chöre“ am Samstag dann den krönenden Abschluss.

Timing ist alles. Bereits der erste Abend des Chorfestivals in Gelnhausen fand an zwei Orten zugleich statt. Beim Erfolgsformat „Kleine Chöre, große Klänge“ präsentierten 13 Ensembles ein bemerkenswertes Programm in der Jahnhalle Hailer und in der Mehrzweckhalle Haitz (die GNZ berichtete). Am Samstag war der Aufwand noch größer, als gleich an drei Orten in der Altstadt zeitgleich gesungen wurde. Das Konzept war raffiniert: Dank der Wiederholung der jeweils eineinhalb bis zweistündigen Programmblöcke konnte sich jeder Zuhörer an allen Orten sein individuelles Konzerterlebnis zusammenstellen. Wermutstropfen: Aufgrund des unbeständigen Wetters verzichteten die Veranstalter auf das geplante Beisammensein im Museumshof, dem eigentlich vierten Veranstaltungsort.

Große Premieren, Solisten mit Strahlkraft

Wie geplant über die Bühne gingen die großen Konzerte in der Peterskirche, der Marienkirche und der ehemaligen Synagoge. Wer hierhin gefunden hatte, wurde mit großartigem Gesang belohnt. Und: Die Programme verdeutlichten zugleich die enorme Bandbreite der Literatur, über die die 70 Chorvereine mit ihren mehr als 120 Gesangsgruppen im Chorverband Main-Kinzig (CVMK) mittlerweile verfügen.

Der Startschuss für die Nacht der Chöre am Samstag fiel um 19 Uhr, als sich das

„Forum Musicale“ aus Niedermittlau, erstmals unter der Leitung des neuen Dirigenten Tobias Birkler, der Öffentlichkeit präsentierte. Schauplatz war die ehemalige Synagoge, in der CVMK-Schatzmeister Markus Kern die Gäste zuvor begrüßt hatte. Kern war auch für die Moderation des Programms zuständig, soweit die Akteure ihr Repertoire nicht selbst vorstellten. Das „Forum“ stand hier um 20.30 Uhr zum zweiten Mal auf der Bühne. Im Gepäck hatten die Sängerinnen und Sänger „Graduale“ von Leoš Janácek, „Lobe den Herren“ von Hugo Distler, das „Offertorium“ eines unbekannten Komponisten, aber auch „Search Me O God“ von Jonny Priano, „And So It Goes“ von Billy Joel, „They Are At Rest“ von Edward Elgar, „Northern Lights“ von Ola Gjeilo und „Vem Kan Segla“ aus der Feder von Robert Sund. Die Zuschauer sparten nicht mit Applaus für die erfolgreiche Premiere der Hasselrother.

Fast zeitgleich war in der Peterskirche der Frauenchor der Eintracht Rothenbergen aktiv. Unter der Leitung von Thomas Löffler hatte sich die stark dezimierte Gruppe einiges vorgenommen. Das Programm begann mit „Domine pacem da nobis“ von Jakob Christ, „Hebe deine Augen auf“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem „Gebet“ von Moritz Hauptmann. Weitere Höhepunkte waren „Ave Maria“ aus der Feder von Sally Albrecht und „Ubi Caritas“ von Ola Gjeilo. Fazit: Bei allen Darbietungen unterstrichen die Sängerinnen aus Rothenbergen, dass sie höchsten Ansprüchen gerecht werden können. Auch „Just Friends“, der Nachfolger des „Happy Day Chors“, wartete mit einer Premiere auf. Die Gruppe mit ihrem Leiter Christian Kling trat erstmals vor heimischem Publikum auf. Dabei standen die Sängerinnen und Sänger in der ganzen Kirche verteilt und fanden erst gegen Ende von „Soli Deo Gloria“ (Hanjo Gäbler) im Altarraum zusammen. Dort ging es mit „Don’t Stop The Music“ (Jay Althaus), „This Is Me“ in einer Bearbeitung von Mac Huff, „Skyfall“ (Paul Langford), „We Are The World“ (Roger Emerson) und „That’s What Friends Are For“ (Alan Billingsley) weiter. Bemerkenswert: Alle Soloparts wurden von Sängerinnen und Sängern aus den eigenen Reihen gemeistert, aus denen sich besonders Lena Esch hervortat. Zum Auszug sorgten die Mitglieder mit „Give Us Peace“ für einen besonderen Gänsehautmoment.

Das Programm in der Marienkirche eröffnete der Chor „Frohsinn Bad Soden“ unter der Leitung von Gerd Zellmann. Der wohl größte Männerchor in Hessen trat in Gelnhausen mit mehr als 60 Sängern auf. Vorsitzender Stefan Zengerle stellte die Werke vor. Gerd Zellmann, seit vielen Jahren musikalischer Leiter der Kurstädter, hatte eine starke Auswahl getroffen. Die Sänger legten mit „Veni Jesu“ von Luigi Cherubini los, dem „Ave Maris Stella“ von Diana Loomer folgte. Weitere Höhepunkte: „Maria Lassu“ (Bepi de Marzi), „Ubi Caritas“ von Michael Trotta, das afrikanische „Vater Unser“ „Baba Yetu“ (Christopher Tin) und „You’ll Never Walk Alone“ von Richard Rodgers. Für seine Darbietungen erhielt der Chor aus der Kurstadt, der mit drei bravourösen Solisten aufwartete, stehende Ovationen. Herausragender Solist war Felix Zieseniss mit einer Bariton-Stimme voller Strahlkraft. Aber auch Jason Falk und Günther Noll überzeugten auf ganzer Linie.

Überzeugen konnte auch der Gemischte Chor aus Meerholz unter der Leitung von Alexander Jacobi, der schon mit dem ersten Stück, „Only Time“ von Enya, fesselte. Ebenfalls begeisterten die Meerholzer mit „Wo ich auch stehe“ von Albert Frey, „Your Love Is Greater“ (Micha Keding), „Adiemus“ (Karl Jenkins), „Lead Me, Guide Me“ (Doris Akers) und „Überall soll Friede sein“ (Pasquale Thibaut). Und auch die Meerholzer präsentierten mit Judith Berger eine großartige Solistin aus den eigenen Reihen. Der lange und starke Applaus der Zuschauer war Dank für eine starke Darbietung, sowohl der Meerholzer als auch der anderen Chöre, die alle mit hochwertigen Vorträgen aufwarteten.

Und auch die Zugabe „Der Mond ist aufgegangen“ war etwas Besonderes. Die Chöre stimmten das Volkslied mit den Zuschauern gemeinsam an – ein echter Gänsehautmoment.

Landrat würdigt Beitrag der Chöre für die Gesellschaft

Zu den Gästen gehörten auch Landrat Thorsten Stolz, Ehrenmitglied im CVMK, Alt-Landrat Karl Eyerkaufer, Chorverbandsgeschäftsführer Klaus Ritter und Kreis-chorleiter Gerd Zellmann. Vertreter beider Kirchen waren bei der Nacht der Chöre ebenso dabei und erhielten großen Dank, dass sie ihre Gotteshäuser bereitgestellt hatten. In einem Grußwort betonte Landrat Thorsten Stolz die gute Verbindung des Kreises zum Chorverband und auch zu den Musikvereinen. Ihm und allen Gremien des Main-Kinzig-Kreises sei es ein Anliegen, die Aktivitäten der Vereine und das Wirken der Verbände weiter zu fördern, ohne deren Arbeit die Gesellschaft um ein Vielfaches ärmer sei. Thomas Iffland (CVMK) dankte allen Besuchern und den 20 Vereinen, die das Chorfestival in Gelnhausen zu dem gemacht haben, was es war: eine einzigartige Veranstaltung, die die Barbarossastadt für zwei Tage zur hessischen Hauptstadt des Gesangs gemacht hat.

Nacht der Chöre in Gelnhausen